Können Implantate sofort belastet werden?

In der Implantologie bahnt sich ein Wechsel der Behandlungsprotokolle an.

Das Standardvorgehen war bis dato Implantate im Unterkiefer 3 Monate und im Oberkiefer 6 Monate einheilen zu lassen um eine Osseointegration (Verwachsung mit dem Knochen) zu erreichen.

Dieses Verfahren war sehr erfolgreich.

Aus Sicht der Patienten jedoch waren diese Wartezeiten oftmals qualvolle Zeiten, da die Funktion und die Gesellsvhaftsfähigkeit stark eingeschränkt waren. Musste dann noch Knochen aufgebaut werden, waren Wartezeiten von über einem Jahr nicht selten. 

Es gab jedoch schon vor 20-30 Jahren Implantologen, die eine Sofortimplantation und Sofortbelastung mit ausserordendlich guten Erfolgen durchführten. 

Ledermann führte Unterkieferversorgungen mit 4 Implantaten durch und versorgte sie sofort mit einem sog. Steg und einer Prothese. Prof. Scortecci führte Sofortimplantationen mit Sofortbelastung mit Diskimplantaten durch. Hierbei wurden pro Kiefer viele Disc-(BOI Implantate)Implantate auch in Kombination mit Schraubenimplantaten sofort belastet. Beide Verfahren waren genauso erfolgreich wie die Implantation mit Wartezeiten. Malo führte mit dem "all on 4" Verfahren ein Sofortbelastungskonzept ein, welches Knochenaufbaumaßnahmen überflüssig macht und eine sofortige Belastung erlaubt.  

Heute ist die Sofortversorgung eines der meistdiskutierten Themen in der Implantologie. 

Als Nachteil wird angeführt, dass das Risiko ein Implantat zu verlieren größer wäre. 

Besondere Vorsicht ist im sichtbaren Frontzahnbereich angebracht wenn das Zahnfleisch dünn und empfindlich ist.

Als Vorteil hat sich gezeigt, dass das Zahnfleisch in Form und Struktur besser erhalten bleibt. Die Resorption des Knochens wird verhindert, da sofort funktionelle Belastungen da sind, die den Knochenabbau verringern. Auch bei Patienten, die mit den Zähnen sark knirschen ist Vorsicht geboten. 

Ideal sind die Bedingungen für eine Sofortimplantation mit Sofortbelastung wenn genügend Knochen und Zahnfleisch vorhanden sind und mehrer Implantate starr miteinander verbunden werden können. 

Wenn Knochen und Zahnfleisch aufgebaut werden müssen, ist die Möglichkeit der Sofortbelastung eingeschränkt. Oft kann aber ein Implantat sofort eingesetzt aber nicht sofort belastet werden. 

Entscheidend bei Implantaten ist die sog. Primärstabilität. Sollen Implantate (auch Diskimplantate) sofort versorgt werden, müssen sie stabil im Knochen verankert sein. 

Dies wird durch die Form und Oberfläche (Schraubengewinde und raue Oberfläche) der Implantate und die Verankerung in festen Knochenbereichen erreicht. 

Es dürfen in der Folgezeit keine Mikrobewegungen auf das Implantat ausgeübt erden. Deshalb werden die Implantate miteinander verblockt. 

Sie sehen, die Entscheidung ob Implantate sofort belastet werden können ist sehr komplex

 

Immer muss der Behandler unter Abwägungen der Vor- und Nachteile entscheiden, ob eine Sofortbelastung möglich ist. Deshalb wird im SZZ eine Risikoanalyse durchgeführt um zu sehne ob ein Sofortbelastungsprotokoll durchgeführt werden kann 

 

Können Implantate nicht sofort belastet werden, so besteht noch die Möglichkeit sog. Interimsimplantate oder Hilfsimplantate für eine sofortige Funktion heranzuziehen. Die später belasteten Implantate können in dieser Zeit ungestört einheilen.